Am Freitag der Mitgliederversammlung fand außerhalb des normalen Wahlturnus die Nachwahl zum 1. Vorsitz statt. Michael Löhner hat eine wichtige und arbeitsintensive Aufgabe als Leiter des Schulreferats Nürnberg und Direktor im Kirchenkreis Nürnberg übernommen. Zeitfenster sind knapp bei einer vollen Stelle, erst recht in dieser Funktion. Zu knapp, um dabei auch noch für den Verband in größerem Umfang tätig sein zu können. Also, schon nach einem Jahr eine Neuwahl.
Durch meine Arbeit bekomme ich immer mehr Einblicke in Zusammenhänge, die mir aus der reinen Perspektive als Unterrichtende mehr oder weniger verschlossen waren. Manche innere Glühbirne (ah, endlich kapier ich das auch!) ist mir schon aufgegangen, aber auch immer mehr Dinge, die mich ärgern, die ich gerne ändern möchte, ploppen bei den Aufgaben in meinem Arbeitsbereich auf.
Da lag es nahe, „Ja“ zur Kandidatur im Vorsitz zu sagen; ich kann ja nicht nur meckern und dann die Hände in den Schoß legen. So nach dem Motto: „Sollen die anderen mal machen!“.
Jetzt will ich im Team des VERK-Vorstands die Ärmel mit hochkrempeln und berufspolitisch für unsere Berufsgruppen anpacken. Einfach wird es sicher nicht, doch meine ersten Eindrücke sind entzückend. Was sind das für liebe und vor allem kompetente und energiegeladene Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf! Neben einer Menge Aufgaben scheint es auch eine Menge Tatkraft zu geben. Das motiviert und macht letztlich auch Freude.
Spannend finde ich derzeit, was sich wohl tut, rund um den Religionsunterricht. Durch die Pandemie hat sich auch in dem Bereich viel verschoben, ist in ein anderes Licht gerückt. Wird es den konfessionellen RU noch lange so geben? Wird er sich verändern müssen?
Auch der Prozess rund um den Landesstellenplan, Personalmanagement, Aufgaben und Bedürfnisse, das Miteinander der Berufsgruppen, Recht und Gerechtigkeit, … Alles immer wieder Dinge, die mich beschäftigen, weil sie mir am Herzen liegen.
Und gleichzeitig ist mir bewusst: Wir haben einen sicheren Arbeitsplatz mit einer Arbeitgeberin, die sich um uns kümmert und grundsätzlich verlässlich ist. Im großen Bienenstock der Landeskirche schwirrt und wimmelt es. Neben der Dankbarkeit und Demut, die ich als Arbeitnehmerin habe, schaue ich zugleich auf die Prozesse, damit auch unsere Berufsgruppen sich innerhalb dieses Bienenstocks wohlfühlen und entfalten können.
Zu mir: ich bin 51 Jahre alt (Baujahr 71 halt), habe noch in der Dachstraße in München Pasing studiert und war lange in der Schule rund um Freising tätig. Seit Ende 2018 bin ich dort Leiterin des Schulreferats und arbeite noch einen Teil in einer Vertretungssituation im Schulreferat München mit.
Mit meinem Mann wohne ich auch in Freising. Die Kinder sind schon keine Kinder mehr und stehen auf eigenen Beinen. Dafür bereichern zwei Katzen das Leben – dürfen aber Tiere bleiben.
Ach ja, da war was mit dem Kaktus …
Nach der Wahl habe ich ein Geschenk bekommen. Kaffee: braucht man sicher oft bei dieser Verbandsarbeit, um frisch und munter zu bleiben. Auch ein kleines Büchlein, das die Lachmuskulatur stärkt. Dazu Blumensamen (sind schon im Erdreich und ich hoffe, im Verborgenen tut sich bereits etwas).
Ja, und damit es auch sichtbare Blumen sind, bekam ich … tada: einen Kaktus. Ich finde, das passt bestens:
Stachelig wird es sicher immer wieder. Manchmal wird’s auch wehtun bei den Aufgaben rund um den Verband. Ich werde mir nicht nur Freunde machen, das weiß ich genau. Manchen Stachel werde ich mir einziehen, der sitzen und sicher auch länger wehtun wird.
Wasser braucht so ein Kaktus wenig. Er ist genügsam. Auch das eine Eigenschaft, die sicher nicht verkehrt ist. Es wird Durststrecken geben. Manche Aufgaben werden eben wenig erquicklich sein, manchmal wird es sehr, sehr lange dauern, bis sich Ergebnisse abzeichnen. Da heißt es wohl, mit wenig „Wasser“ auszukommen und trotzdem nicht einzugehen, nicht aufzugeben.
Was aber eben auch ganz besonders schön ist: der stachelige Kaktus blüht. Und was sind das für schöne Blüten! Er wird sicher nicht sehr oft blühen. Doch wenn, dann ist es einfach wunderschön. Diese Blüten sind auch noch vor fremden Zugriffen weitgehend geschützt, eben durch die Stacheln. So schnell kann denen keiner was anhaben.
Ich hoffe, dieser Kaktus wird mich immer wieder daran erinnern, wenn es mal scheinbar gar nicht läuft. Wenn die Zunge quasi schon hinter uns allen schleift. Vielleicht trägt das, wenn man weiß, dass sich trotzdem Blüten bilden und zu ihrer vollen Pracht entfalten können. Dann können wir sehen: Unsere Arbeit und Mühen haben sich gelohnt. Wieder was geschafft und erreicht. Wenn das passiert: dann dürfen wir auch achtsam staunen und uns freuen!
So ist jedenfalls mein Träumchen von dem, was vor mir, was vor uns liegt. Ich hoffe, ich trage zur Blütenbildung des Kaktus bei. Dafür will ich mich einsetzen. „Ja, mit Gottes Hilfe“ habe ich die Wahl angenommen.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und gehe der gemeinsamen Zeit optimistisch entgegen!